
Als prägnante Absichtserklärung hat das moderne Manifest seinen Ursprung in der Politik – und sein Ziel in der Veränderung der Welt. Gemäß ihrem nicht ausschließlich ästhetischen, sondern vielmehr gesamtgesellschaftlichen Anspruch legten insbesondere in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts auch Architekt:innen, Künstler:innen und Designer:innen ihre Programme in schriftlicher Form dar. Die Auseinandersetzung mit diesen „Kampfschriften“ und ihren Autor:innen wird Gegenstand des Seminars sein.
Im Zuge der Lehrveranstaltung werden zunächst die Eigenheiten behandelt, die ein Manifest ausmachen und eine Unterscheidung von anderen Formen der schriftlichen Äußerung (wie etwa dem Traktat) gestatten. Dabei muss auch das Verhältnis von Text und Bild Berücksichtigung finden. Neben der Frage, inwieweit das Manifest nicht nur ein Werk begleiten, sondern selbst auch als künstlerische Arbeit in Erscheinung treten kann, werden Sonderformen in den Blick genommen, zu denen beispielsweise das retroaktive (also rückwirkende) Manifest gehört. Schließlich gilt es, den Ursachen nachzugehen, die einem Bedeutungsverlust der Textform im ausgehenden 20. Jahrhundert zugrundeliegen.
Im Zentrum der Lehrveranstaltung werden schriftliche Quellen in deutscher und englischer Sprache stehen, die mit Sekundärliteratur ebenso wie mit Kunst- und Bauwerken konfrontiert und im Zuge von Diskussionen erörtert werden sollen. Zudem wird von allen Teilnehmenden erwartet, dass sie durch ein Referat an der Gestaltung des Seminars mitwirken.
- Dozent: Isabel Mühlhaus
- Dozent: Achim Reese