Den 15. Juli 1972, an dem der Abbruch des Wohnkomplexes Pruitt-Igoe in St . Louis begann, erklärte Charles Jencks zum Todeszeitpunkt der modernen Architektur. An ihre Stelle würde jene anspielungsreiche, mitunter widersprüchliche und vielfach sehr unterhaltsame Postmoderne treten, die der amerikanische Architekturhistoriker in seinem Buch The Language of Post-Modern Architecture porträtierte. Dabei sollen sich die gezeigten Bauten und Projekte, in denen Rundbögen und Säulen, der Architekturgeschichte entnommen, mit Alltäglich-Banalem wie Kunststoff böden, Abhangdecken oder Neonlicht kombiniert werden, zu vielfachen Lesarten anbieten. Obwohl kaum eine Architekt:in das eigene Werk als ‚postmodern‘ gelten lassen wollte, geht mit dieser Abkehr von einer als dogmatisch oder auch elitär empfundenen Moderne zugleich ein Wandel des professionellen Selbstverständnisses einher. Die veränderte Berufsauffassung soll im Zuge des Seminars ebenso thematisiert werden wie die politischen und ökonomischen Rahmenbedingungen, die diesen neuerlichen Rückgriff auf die Geschichte ermöglicht haben. Auch das Verhältnis der architektonischen Postmoderne zu den zeitgleichen Debatten in den Gesellschafts- und Kulturwissenschaften, die unter dem selben Begriff zusammengefasst wurden, gilt es dazu in den Blick zu nehmen. Ergänzend zum Lektüreseminar ist eine Wochenendexkursion nach Frankfurt geplant .